Die Geschichte von Weiden

Schon von weitem grüßt den Wanderer das Dorf Weiden mit einem schlanken Kirchturm, zumal es auch ca. 100m hoch gelegen ist. Weiden ist ein altes deutsches Bauerndorf, wenngleich auch sein Name, der so deutsch anmutet, wendisch ist. Die Urkunden nennen es „Widene“, die Mundart „Wi(d)n“. Vielleicht steckt darin die slawische Urform „Vidony“, d.h. Familie Vidon oder Vidona, die den Besitz des Mannes Vidona bezeichnen würde.

 

Im 12. Jahrhundert ist der Ort von deutschen Kolonisten (Bauern) angelegt worden. Am 02.10.1811 fiel fast das ganze Dorf, nämlich 11 Gehöfte, einer Feuersbrunst zum Opfer. Bald danach hören wir von einer Dorfordnung (1815, vielleicht hängt diese mit dem Neuaufbau zusammen), welche die Gemeinde selbst aufgestellt und dem Kreisamt Coswig zur Prüfung eingereicht hat. Kenntnis davon gibt die „Aktendesignation“ des Amtsgerichts. Bedauerlicherweise scheint diese Dorfordnung nicht erhalten geblieben zu sein. Damals versuchten sich die alten Bewohner gegen die Ansiedlung von Neubauern zu wehren, wie es auch das benachbarte Stackelitz getan hat. Selbst der Schulmeister Vollrath Bär sah sich deshalb gezwungen, sich in Bräsen anzusiedeln.

Zuerst erwähnt wird das Dorf im Jahre 1280, wo nach einer Urkunde (im Cod. dipl. Anhaltimus II, 516) Busso von Barby „Widene“ dem Nonnenkloster Ankuhn mit allen Rechten für 71 Mark Stendaler Silbers, das er bar erhält, verkaufte.

Im 16. Jahrhundert, als durch die Reformation die Reformation die Klöster aufgehoben wurden und die Abgaben des Dorfes nun an den Fürsten fielen, hören wir von 13 Hauswirten.

Um 1550 werden an Landsteuer entrichtet: von dem Schulzen 2 Rtl., drei Wirte geben jeder 2 Rtl., vier je 1 Rtl., fünf nur je 7 Groschen, ebenso viel der (Gemeinde-) Hirt. Das Land-(Lehn) Buch von 1541 verzeichnet 3 Hüfner (Landwirt, der mehr als 4 Pferde besaß) und 11 Kossaten (Kleinbauer, der 2-4 Pferde besaß), von denen aber nach einer Angabe im Stiftsrechnungsbuch zu Zerbst im Jahre 1618, als der Dreißigjährige Krieg begann, nur 10 ansässig waren, die mit dem Namen aufgezählt werden. Der „Generalvisitation der fürstlichen Ämter von 1600“ zufolge sollte das Dorf 4 Vollspänner und 11 Kossaten mit dem Müller haben, doch heißt es hier: „Jetzt hat es 4 Vollspänner und 11 Kossäten.“ Danach war es den Kossaten im Krieg also schlimm ergangen und dessen fürchterliche Verwüstung gibt die trockene Bemerkung in ihrem Umfang kund, die weiter lautet: „Es sind nicht mehr als baufällige Häuser vorhanden, die übrigen sind nebst der Mühle ganz weggebrannt. Es mangelt an Zog (bedeutet sowohl Gerät, Zeug, d.h. Wagen und Geschirr), Samen, Mistung und Sicherheit. Wegen Mangels an Mist steht das Getreide sehr gering. Die Mäuse tun großen Schaden. Beschweren sich über große Hausmiete, (10-22 Rtl.) in der Stadt wie auch die Stackelitzer“. Um den fruchtbaren Schindereien der gegen Ende des Krieges ganz verrohten Soldaten zu entgehen, hatten nämlich viele Bewohner Weidens ihre meist verfallenen Wohnstände in Stich gelassen und sich in die feste Stadt Zerbst geflüchtet.

Es heißt weiter: „Es ist kein Spann vorhanden, Bauholz anfahren zu lassen, leiden großen Mangel an Brot, bitten um Moderation (d.h.) Ermäßigungen) der Kontribution (Abgaben, die wärend eines Krieges entweder vom Feind oder der eigenen Landesbehörde auferlegt wurden. Hier ist der letzte Fall gemeint) und des Tragaunergeldes (Dragonergeld – erst im 17. Jahrhundert auftauchende Abgabe zu Erhaltung eines Dragoners, eines reitenden Sicherheitsbeamten).“ Die zwei Begutachter bei der Generalvisitation haben auch den bedeutenden Wildschaden in ihrem Bericht hervorgehoben und die Bitten der Gemeinde bei den Fürsten befürwortet, jedenfalls auch mit Erfolg. Im Weidener Kirchenbuch verzeichnet Pfarrer Betichius für das gleiche Jahr (1645) nur 5 Bewohner. Nur einer, Michael Krüger, ist von den zu Beginn des Krieges genannten noch im Ort, die 4 übrigen Besitzer führen andere Namen als die von 1618. (So hatte also der Krieg die früheren Besitzer entweder zum Aussterben oder zur Flucht ohne Rückkehr gebracht). Doch schon im Jahr 1666 gibt es im ganzen wieder 14 Wirte. Rund 100 Jahre nach dem Krieg war Weiden wieder mit 14 Hüfner und Kossaten besetzt und hatte 77 Bewohner. 1805 steig diese Zahl auf 111, 1830 auf 146, 1854 auf 176, bis 1871 der Höchststand von 208 Bewohnern in 35 Häusern erreicht wurde. Von da ab ist der Bestand allmählich bis auf 176 Menschen (im Jahre 1900) herabgesunken.

Wir sehen, der Ort bewahrt sich seinen Charakter als Bauerndorf.

Die von Albrecht dem Bären angesiedelten Bauern waren von Acker- und Spanndiensten ursprünglich frei oder hatten höchstens drei bis vier Tage im Jahr solchen Frondienst. Näheres darüber erfahren wir erst aus dem 18. Jahrhundert, wo die Kontrakte der Gutspächter von Hundeluft und Serno sich ausführlich über diese Lasten mitteilen. Da heißt es von 1740: „Aus Weiden haben wir 14 Einwohner dem Hundelufter Gute jährlich drei Tage Pflugdienste zu leisten, einen im Frühjahr und zwei im Herbst, dabei bekommen sie die Mittagsmahlzeit.“ Der Kontrakt von 1798 fügt hinzu: „Bringt aber das Futter mit.“ Die Spanndienste für 3 Hüfner an das Vorwerk Serno bestand in: 1. Einfahren sämtlichen Heus von der Hottenbergwiese nach dem Vorwerk gegen Entschädigung von 6 Pfg. für das Futter, 2. einen Pflugtag im Mai bei der Sommerbestellung mit ihrem Gespann gegen das Mittagessen, ebenso bei der Winterbestellung, 3. Ausfahren des Schafdunges auf den Vorwerksacker, 4. Baudienste. Diese Sernoer Dienste wurden zum 1. Januar 1855 abgelöst. Solche Baudienste hatten die Weidener auch an Bergfrieden, wo einst der Zoll- und Geleitsmann saß, zu leisten. Die Abgaben, ursprünglich in natura entrichtet, waren für das Dorf Rauchhühner und Fleischzehnt an den Grundherrn. Ursprünglich, d.h. von 1280 ab, reichten die Dorfbewohner dieses also an das Zerbster Nonnenkloster. Wenn das Zerbster Amtsbuch (v. 1572) schreibt: „Weiden ist der Rauchhühner und Fleischzehnt befreit“, so kann das nur bedeuten diese gibt es jetzt nicht mehr an das Kloster. Im Text heißt es weiter: „13 Rauchhühner (damals also noch in natura entrichtet, später in Geldgabe umgewandelt – bis 1812 wurde z.B. dem Schulzen auf sein neu erbautes Haus 8 Groschen Rauchhühnergeld auferlegt) hiervon der Pfarrer das Dritte.“ Die Abgaben gingen von nun ab an den Fürsten.

Das wichtigste Amt des Lehn- und Gerichtsschulzen in Weiden hatten lange Zeit zwei Familien, Götze und Wallwitz, inne. Von Götzes wird als Schulze 1512 Michel, 1540 Chlemen und 1645 ein Clemens genannt, seit 1659 und von 1701 an stellte wieder die Familie Wallwitz den Schulzen. Das Wallwitz´sche Schulzengut ist 1844 in 9 Teile zerlegt worden, wovon einen Teil der Hüfner Friedrich erwarb, während die anderen Teile Kossaten übernommen haben.

An Handwerkern ist Weiden ziemlich arm gewesen, weil seine Bewohner sich, wie schon bemerkt, gegen Neuansiedlungen, die die Dorftrift und –hutungen (Weidefläche) verringerten, gewehrt haben. Gleich nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ sich hier ein Schneider (Hans Dietz) und nach 1755 wieder ein „Gewandschneider“ nieder, der ebenfalls diesen Namen (Tietsch) führt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts schneiderte hier Heinrich Bär, ein Leinweber Friedrich Pfeifer betrieb sein Handwerk um 1736.

Die Mühle Weiden

Da schon 1280 beim Verkauf des Dorfes Mühlen mit erwähnt werden, dürfen wir annehmen, dass die mindestens eine Viertelstunde vom Ort entfernte Mühle, die von der Rossel getrieben wurde, schon damals vorhanden gewesen ist. Im Dreißigjährigen Krieg brannte auch die Mühle ab. Neben dem Mühlteich befindet sich ein tiefes Quellloch von rundlicher Gestalt, das noch heute eine Sehenswürdigkeit darstellt. Hier sprudelt, ähnlich wie bei der Mühle in Hundeluft ein Quell aus reinstem weißen Sand hervor. Umrahmt ist er von Strauchwurzeln, deren grünlich schillernden Wasserpflanzenschleier im Sonnenlicht einen märchenhaften Anblick gewähren. So war es wenigstens zu damaligen Zeiten.

Während des Dreißigjährigen Krieges war die Mühle im Besitz des Weidener Hüfners Tobias Großkopf, der ein Alter von 102 Jahren erreicht hat. Nach wechselndem Besitz verkaufte sie wieder ein Großkopf, Johann Christian, im Jahre 1740 für 1000 Taler samt zwei Pferden, einem Wagen, zwei Eggen/Schiff und G., eine früher übliche Rechtsformel für Gerät und Gefäß mancher Art und Geschirr nebst dem sämtlichen Inventar. Der Käufer Martin Götze erhielt von der Herrschaft die Erlaubnis, auch Branntwein zu brennen. (Dazu war um 1870 noch das gehörige Brennhaus vorhanden.) Um 1850 übte der Besitzer der Mühle, Friedrich Kotze, den Brauch, seinen Mahlgästen zu Silvester eine „Schnapsmärte“ vorzusetzen. Sie bestand aus Schnaps und Honigkuchen und soll den Kunden vortrefflich gemundet haben.

 

Die Mühle war eine Mahl- und Schneidemühle, eine Ölmühle (wie z.B. in Hundeluft) scheint nie hier vorhanden gewesen zu sein.

 

Im Dorf wird berichtet, dass die Mühle noch bis kurz vor dem 2. Weltkrieg betrieben wurde. Etwa 1940 wurde das Gebäude von den Junkers Flugzeugwerken Dessau erworben, umgebaut und als Lehrlingswohnheim oder Erholungsheim genutzt. Das Mühlwerk wurde abgerissen. 1945 wurde der Besitz durch die russische Kommandantur enteignet. Diese nutzte die Gebäude, neben Barakken, die sie im Wald nach Jeber-Bergfrieden und Grochewitz errichteten, als Unterkunft. Gegen Ende Juli, Anfang August im Jahre 1945 wurden die russischen Soldaten abgezogen. Danach diente die Mühle als Unterkunft für Umsiedler, solange diese noch keine Wohnung oder feste Bleibe hatten. Drei Jahre später, im Jahre 1948, wurde die Mühle von der Volkssolidarität zu einem Kinderkurheim umgebaut. In den folgenden mehr als 40 Jahren wurde aus dem Kinderkurheim „Mühle Weiden“ ein wahres Schmuckstück. Liebevoll betreuten Frauen aus Weiden und den umliegenden Dörfer die Kinder, die sich hier erholen. Ein wunderschöner Spielplatz mit einem kleinen Schwimmbecken, einer Terrasse zum gemütlichen Sitzen im Freien und ein kleiner Bungalow wurde angelegt, so dass sich Kinder, Betreuer und Besucher wohl fühlen und am nahen Plätschern der Rossel erfreuen konnten.

Als 1990, nach der Wende, das Gesundheitswesen nichtmehr Träger der Einrichtung war, und nun die Eigentumsverhältnisse zu klären waren, bedeuteten diese Umstände das Ende für das Kinderkurheim. Seitdem wurden keine Kuren mehr durchgeführt und drei Jahre stand die Mühle leer. Nur noch eine Anliegerwohnung ist bewohnt. 1993 wurde die Mühle noch einmal kurzzeitig als Unterkunft für Asylbewerber genutzt, man kann sich vorstellen, dass das für Kinder eingerichtete Heim für diesen Zweck nur schlecht geeignet war.

 

 

Aus der Historie des Pfarrgehöftes in Weiden

Im Jahre 1722 war das Pfarrgehöft in Weiden sehr baufällig geworden. Die Stallungen und Wirtschaftsgebäude hatte man abgebrochen, das Wohnhaus aber vorläufig noch stehen lassen, damit es den Geistlichen zur Wohnung diene, bis das neue fertig war oder man für ihn eine andere Unterkunft gefunden hatte. Ein weiteres verweilen in dem alten Haus erwies sich bald als unmöglich, denn nach einem Bericht des Pfarrers Greibziger waren alle Balken, Stützen und Träger von Würmern ganz zerschroten und in dem sogenannten „Unterzug zwischen Stube und Kammer hatte sich ein helles Feuer entwickelt, welches, wenn Gottes Güte nicht so groß gewesen und bei Nacht geschehen, uns also kaum viel Zeit gelassen haben würde, unser elendig Leben, geschweige denn sonst was zu retten.“

Der Unterzug hatte sich durch die Ofenhitze entzündet. Das war wiederholt vorgekommen und es bestand die Gefahr, dass dadurch großes Unheil entstehen konnte. Die Häuser im Dorfe waren nämlich dicht aneinander gebaut und auf den Höfen, in den Gärten und auf der Straße lagerten große Mengen Brennholz. Wären diese in Brand geraten, so hätten bei den wenigen Brunnen und dem dadurch bedingten Wassermangel die Folgen entsetzlich werden können.

 

Greibziger sieht sich deshalb gezwungen auszuziehen. Am 12. August 1723 meldet er, dass er Unterschlupf fand bei einem Leinenweber Schulze in zwei Räumen. Wir sagen Räumen, denn sie hatten weder Öfen noch Türen und Fenster. Diese wurden der alten Pfarre entnommen und hier eingebaut. In dem unteren Raum richtete der Geistliche sein Studierzimmer ein und in dem oberen wohnte seine Familie. Das Gesinde war im alten Gebäude geblieben und versorgte von hier aus das Vieh, das in den Nachbargehöften Unterkunft gefunden hatte. Die Geistlichen der damaligen Zeit bestellten ihren Dienstacker selbst, betrieben somit nicht unbedeutende Landwirtschaft. Diese brachte ihnen den größten Teil ihres Einkommens. Dass Greibziger besonders angenehm wohnte, kann wohl nicht gesagt werden und wir verstehen sein unablässiges Drängen auf einen Neubau noch vor Anbruch des Winters. Bevor man der Angelegenheit näher trat, war die Sache zu regeln: Wer bezahlt? Verpflichtet waren dazu vor allem die zur Pfarre gehörenden Kirchendörfer: Weiden, Stackelitz und Hundeluft. Diese aber wollten nicht zahlen und schützten ihre Armut vor. Es wurde deshalb erwogen, ob man nicht auch die Förster, Pächter und Arbeiter der Vorwerke Serno (nach Stackelitz eingepfarrt bis 1830), Bräsen und Jeber-Bergfrieden dazu heranziehen könnte. Wie die Verhandlungen endeten, wer bezahlt und wieviel jeder entrichtete, ist nicht überliefert.

 

Es wird also beschlossen zu bauen, man fährt Holz aus den umliegenden Forsten, Kalk und Stein aus den Ziegeleien an und der Baumeister Specht geht rüstig an die Arbeit. Bald aber rückte er ab und lässt alles stehen und liegen, wie es ist. Befragt, gibt er an, dass er erst einen Neubau in Roßlau vollenden müsse und für Weiden keine Gesellen bekommen könne. Greibziger lässt dies nicht gelten und bemerkt dazu: „Fast jede Woche gingen Gesellen über Roßlau nach Brandenburg, Potsdam und Berlin, die gerne hier arbeiteten, wenn sie nur gedinget würden. Jetzt, im Juni, sei die höchste Zeit. Bald käme die Ernte und die Bauern brauchten die Fuhrwerke für sich selbst. Man möchte Specht ernstlich anhalten, den Bau sofort weiterzuführen oder dem Amtszimmermann Albrecht in Coswig damit zu betreuen.“ Damit vergeht die Zeit und als alle Schwierigkeiten beseitigt sind, ist die Ernte wirklich herangekommen. Im Juli schreibt die Gemeinde Weiden: „Unser Pfarrer dringet in uns, wir möchten ihm jetzt sein Haus abreißen und ein neues bauen. Wir sind voll mit der Ernte beschäftigt und bitten, uns bis zum nächsten Frühjahr zu verschonen. Das geschieht dann auch, und der Geistliche mag zusehen, wie er sich selbst hilft.“

 

Das Pfarrhaus verfällt immer mehr. Schornstein und Balken sind zusammengesunken, dreimal konnte mit knapper Not ein ausbrechendes Feuer gelöscht werden. Am 9. Februar 1724 wird dann endlich das Wohnhaus niedergerissen. Gar langsam geht der Bau vor sich. Am 7. Oktober erst ist es notdürftig eingerichtet. Die Fensterrahmen sind schon angebracht aber die Scheiben fehlen noch. Die Öffnungen werden vorläufig, um Diebe und das Unwetter abzuhalten, zugenagelt. Wann das Heim nun fertig wurde und wann es bezogen wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich. Jedenfalls ist es noch vor Eintritt des Winters geschehen.

 

Beinahe 100 Jahre später beschäftigte das Weidensche Pfarramt die Öffentlichkeit wieder stark. Am 2. Oktober 1811 meldet der Pastor Börner seiner vorgesetzten Behörde, dass das Dorf Weiden gar zu 2/3 abgebrannt sei und auch sämtliche Stallungen und Wirtschaftsgebäude ein Raub der Flammen wurden, nur das Wohnhaus sei übriggeblieben. Sonderbarerweise ist von diesem Brand nur in einem Aktenstück des Konsistorialarchivs die Rede und auch nur soweit, als das Pfarrgehöft in Frage kommt. Auch über Schäden des Dorfes waren Nachrichten nicht aufzufinden. So kann nicht gesagt werden, wo und wann das Feuer ausbrach, was abbrannte und wie groß der Schaden war. Das Vieh scheint gerettet worden zu sein, ob auch die Erntevorräte und anderes, ist unbekannt.

 

Wind und Wassermangel hatten das Feuer eine solche Ausdehnung nehmen lassen. Besonders stark wurde der Pastor Börner betroffen. Er war erst vor kurzem eingezogen und seine ganze Ernte, für die er seinem Vorgänger 90 Taler hatte zahlen müssen (Saatgut, Dung, Bestellung), war verloren. Er gibt einen Verlust von 814 Taler an. Es wurden sofort Vorschläge zum Neubau gemacht und Pläne aufgestellt, die eine Ausgabe von 1211 Talern bedingten. Der Brandkassenwert der vom Feuer verzehrten Gebäude betrug aber nur 525 Taler, so dass ein Zuschuss von 680 Talern erforderlich war. Das war zu überlegen. Es fanden Versammlungen statt. Die eine Minderung der Kosten bezweckten. Ein Resultat darüber liegt nicht vor, doch ist aus verschiedenen Änderungen zu entnehmen, dass wesentliche Einsparungen nicht erzielt werden konnten. Der Landesherr spendete 100 Taler und Saatkorn für die nächste Aussaat. Es bleibt die Frage zu klären, wer für den Neubau aufkommt. Weiden hatte mit sich selbst zu tun, da nur 4 Kossaten und 3 Hüfner vom Feuer verschont geblieben waren. Bräsen bestand nur aus wenigen Häusern die von Tagelöhnern und Arbeitern bewohnt wurden. Grundbesitz hatte keiner von ihnen, deshalb kamen ihre Leistungen kaum in Betracht. Stackelitz und Hundeluft wollen ihre Beiträge von 200 Talern und 7 Groschen leisten. Da der Winter inzwischen stark herangerückt war, wurde für des Pastors Vieh in aller Eile eine Notunterkunft errichtet, die im nächsten Jahr dauerhaft ausgebaut wird. In dieser Zeit wurden auch die übrigen Gebäude, Scheunen, Schuppen usw. fertiggestellt. Welch ein Unterschied der Art und Weise des Bauens zwischen damals und jetzt! 1722 dauerte es 2 Jahre, ehe das Pfarrgehöft nur notdürftig fertiggestellt wird, und 1811 wird in knapp 6 Monaten ein angenehmes, zeitgemäßes Heim ohne Schwierigkeiten geschaffen.

 

Der Volksmund erzählt über den Brand von 1811, dass das Feuer bei Großkopfs ausgebrochen ist, und zwar schlug beim Speckausbraten die offene Herdflamme in die Pfanne und durch Zugießen von Wasser schlug das Feuer hoch an dem offenen Schornstein, wo Flachs zum Trocknen hing – und es gab keine Rettung mehr.